02.06.2025

Risiko Blackout: Warum wir die Gefahr unterschätzen

(kunid) Krisenvorsorge-Experte Herbert Saurugg warnt davor, falsche Schlüsse zu ziehen und sich einem trügerischen Sicherheitsgefühl hinzugeben, das systemische Risiken und tatsächliche Defizite in der Krisenvorsorge verdeckt.

In der öffentlichen Diskussion wird ein möglicher überregionaler Strom-, Infrastruktur- und Versorgungsausfall („Blackout“) oft auf einen bloßen Stromausfall reduziert.

Was jedoch tatsächlich auf dem Spiel steht, bleibt weitgehend unerklärt: Ein überregionaler Ausfall von Strom, Infrastruktur und Versorgung würde unsere moderne Gesellschaft binnen Minuten ins Chaos stürzen.

Telekommunikation, Logistik, Trinkwasserversorgung – alles fällt aus und der Wiederanlauf ist langwierig und voller Hindernisse.

Falsche Sicherheit durch eine fehlende Sicherheitskommunikation

Die Menschen sind grundsätzlich schlecht darin, seltene, aber katastrophale Risiken realistisch einzuschätzen. Umso fataler ist es, wenn ohne klaren Kontext Umfragen durchgeführt und Ergebnisse dargestellt werden, die den Eindruck vermitteln, die Mehrheit wäre auf einen Blackout vorbereitet. Doch das hat mit der Realität wenig zu tun.

Wachsende Verwundbarkeit wird ausgeblendet

Unsere technologische Abhängigkeit und die zunehmende Komplexität der Infrastrukturen machen uns anfällig wie nie zuvor. Hinzu kommen die Zunahme extremer Wetterereignisse, die Gefahr von Sabotageakten oder Cyberangriffen.

Während über die Notwendigkeit einer militärischen Aufrüstung ein durchaus breiter politischer Konsens besteht, ist vielen Verantwortungsträgern offensichtlich nicht so bewusst, dass eine militärische und sicherheitspolitische Handlungsfähigkeit nur dann erreicht werden kann, wenn auch eine entsprechende Basis vorhanden ist: robuste Versorgungsstrukturen und eine resiliente, also selbstwirksame Bevölkerung, die auch mit Überraschungen und größeren Störungen in der Versorgung umgehen kann.

Diese Basis ist derzeit nicht ausreichend gegeben

Die jüngsten Störungen in Lieferketten hätten eine Warnung sein müssen, doch die Lehren wurden nicht gezogen. Ein großflächiger Stromausfall würde binnen Stunden zu einem Lieferkettenkollaps führen – und das System funktioniert nicht einfach wieder, sobald der Strom zurückkehrt.

Im Gegenteil: Die eigentliche Krise beginnt erst, wenn das Licht wieder angeht, denn dann müssen Versorgung, Produktion und Logistik erst mühsam synchronisiert und wiederhergestellt werden.

Kerzen statt Krisenbewusstsein – ein gefährlicher Irrtum

Viele Menschen haben laut einer EY-Befragung Kerzen und ein paar Vorräte zu Hause. Doch zu meinen, damit hätte man bereits vorgesorgt, wäre ein Trugschluss. Kerzen erhöhen im Blackout-Fall sogar die Brandgefahr – und wenn Notruf und Wasserversorgung ausfallen, wird daraus ein lebensbedrohliches Risiko.

Die vermeintliche „Vorsorgebereitschaft“ basiert auf einem falschen Sicherheitsgefühl. Entscheidend ist, ob genügend Menschen sich mindestens 14 Tage selbst versorgen können, um nach dem Stromausfall wieder zur Arbeit zu kommen und die Grundversorgung möglichst rasch wieder in Gang zu bringen.

Der Wiederanlauf dauert – und darauf sind wir nicht vorbereitet

Erfahrungen aus Krisenprojekten belegen: Es kann bis zu zwei Wochen dauern, bis Produktion, Logistik und Handel nach einem großflächigen und länger andauernden Stromausfall wieder so weit laufen, dass eine Notversorgung möglich ist. Und das auch nur, wenn vorher abgestimmt und vorgesorgt wurde.

Schluss mit Schönfärberei – Realität anerkennen und handeln!

Wir dürfen uns die Realität nicht länger schönreden und Symbolaßnahmen als ausreichend verkaufen.

Niemand kann ausschließen, dass ein Blackout eintritt – und die Risiken nehmen durch die aktuelle europäische Energiepolitik, die wachsende Komplexität oder die sicherheitspolitischen Spannungen weiter zu.

Allein der nicht systemische Umbau der Energieversorgung birgt genügend Risiken, die selten als solche wahrgenommen werden. Die Vergangenheit zeigt jedoch: Wer die Realität ignoriert, wird von den Folgen eingeholt.


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