19.05.2025

Österreichische Finanzwirtschaft auch in turbulenten Zeiten stabil

(kunid) Die schwache Konjunktur und neue Turbulenzen in Geopolitik und Welthandel sind eine große Herausforderung für die österreichische Wirtschaft.

„Nur eine stabil und profitabel aufgestellte Finanzwirtschaft kann dabei unterstützen, die heimische Wirtshaft zu meistern“, so der Vorstand der FMA, Helmut Ettl und Eduard Müller, bei der Präsentation des FMA-Jahresberichtes 2024.

Anders als in der Großen Finanzkrise 2008 oder in der Euro-Krise in den 2010er Jahren ist das Finanzsystem derzeit nicht Teil des Problems, sondern es kann Teil der Lösung sein, so Ettl und Müller. Gerade deshalb dürfe man nun aber nicht der Versuchung verfallen, das Heil in Deregulierung zu suchen. „Die Resilienz, die sich derzeit zeigt, hat sich die Finanzwirtschaft in den letzten 15 Jahren Stück für Stück erarbeitet. Es wäre leichtsinnig, das jetzt wieder aufs Spiel zu setzen“, so Ettl und Müller.

Mit den auf die Zinswende der Europäischen Zentralbank zurückzuführenden hohen Gewinnen müsse sorgsam umgegangen werden. „Die Kapitalbasis muss weiter verbessert werden und Investitionen in den digitalen Wandel und die Umstellung auf eine nachhaltige Wirtschaft müssen finanziert werden,“ so der FMA-Vorstand. Der signifikante Anstieg der Insolvenzen spiegle sich bei den Banken bereits in einer erodierenden Kreditqualität wider. Die Krise der Bau-, Immobilien- und Exportwirtschaft werde wohl noch einige Zeit andauern und auch in den Bilanzen der Finanzdienstleister Spuren hinterlassen.

2024: Österreichs Finanzwirtschaft bewährt sich in schwierigen Zeiten

Österreichs Banken konnten im Berichtsjahr die konsolidierten Gewinne bei rund 11,5 Mrd. Euro (Vj. 12,6 Mrd. Euro) auf hohem Niveau halten – und das trotz signifikanter Kreditrisikovorsorgen und einzelner geopolitisch bedingter Belastungen. Haupttreiber für die Gewinne der vergangenen beiden Jahre waren dabei die Zinserträge. Die Quote des harten Kernkapitals (CET-1) blieb wenig verändert bei 17,5 % (Vj. 17,6 %) und liegt damit mehr als doppelt so hoch wie vor der Finanzkrise und in etwa im Durchschnitt der Euro-Länder. Der Anteil notleidender Kredite (NPL) ist konsolidiert hingegen deutlich angestiegen und liegt nun bei 3 % (Vj. 2,2 %) und damit über dem europäischen Schnitt. Bei den Finanzierungen gewerblicher Immobilien stieg die NPL-Quote sogar von 3,3 % auf 5 % innerhalb eines Jahres. Dieser Bereich steht daher auch im Jahr 2025 weiter im aufsichtlichen Fokus.

Und die Versicherungsunternehmen?

Die Versicherungsunternehmen sind gut durch die schwierigen vergangenen Jahre gekommen und verfügen mit einer Solvenzquote (SCR) von im Schnitt rund 254 % über mehr als das Doppelte an finanziellen Mitteln, als selbst bei dramatisch verschlechterten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für die Erfüllung ihrer vertraglichen Verpflichtungen erforderlich ist.

Die Normalisierung des Zinsumfeldes hat auch die schwierige Lage bei den Lebensversicherungen weiter entspannt, die 2024 sogar einen leichten Prämienanstieg verzeichnen konnten. Einen leichten Rückgang verzeichneten die Versicherungen beim Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit wegen der hohen Schäden durch die Unwetter in Mitteleuropa im September – allerdings blieb das EGT mit 1,6 Mrd. Euro auf hohem Niveau.

Die relevanten Börsen konnten das Jahr 2024 erneut im Plus beenden (ATX +6,6 %) und begaben sich in den ersten Monaten des Jahres 2025 auf eine veritable Achterbahnfahrt. Hintergrund war vor allem der Amtsantritt von US-Präsident Donald Trump, der einerseits Hoffnungen bei einigen Anlegerinnen und Anlegern weckte, andererseits durch die Ankündigung und Rücknahme von Maßnahmen insbesondere bezüglich der Zollpolitik verunsicherte. Die österreichischen Investmentfonds profitierten vom Aufwind an den Märkten mit einem Anstieg des Fondsvolumens um 9,3 % auf 221 Mrd. Euro, bei 3,1 Mrd. Euro an Nettomittelzuflüssen. Auch die Pensionskassen und die Betrieblichen Vorsorgekassen konnten 2024 eine positive Performance (7,8 % bzw. 4,9 %) verzeichnen.

Digitaler Wandel: Cybersicherheit, Kryptowerte

Der digitale Wandel bringt für den Finanzsektor Chancen und Risiken mit sich, und er bedeutet für die Aufsicht auch rechtliches Neuland. Die Europäische Union hat hierzu in den letzten Jahren Rechtsrahmen beschlossen: Insbesondere die Verordnung für Märkte in Kryptowerten (MiCAR) und die als DORA bekannte Verordnung für „digitale Resilienz“, also Cybersicherheit. Beide sind inzwischen voll anwendbar.

Bei der Krypto-Regulierung steht für die aufsichtliche Arbeit der FMA vor allem im Mittelpunkt, dass der Schutz der Verbraucher und Anleger gewahrt bleibt und dass über Kryptowerte nicht die Geldwäscheprävention umgangen werden kann.

Bei der Erteilung von Lizenzen für Kryptodienste-Anbieter – an denen es großes internationales Interesse gibt – geht daher Qualität vor Schnelligkeit. Wie wichtig eine robuste Aufstellung von Computersystemen und Netzwerken im Finanzbereich ist, zeigen Hackerangriffe und Systemausfälle immer wieder. DORA setzt hier wichtige neue Standards und sorgt unter anderem auch für eine Erfassung und Überwachung der IKT-Drittdienstleister, die eine immer wichtigere Rolle spielen.


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