(kunid) Der Einsatz von KI dürfte in den nächsten Jahren deutlich zunehmen. Im Vertrieb dominieren bislang „physische“ und hybride Kanäle.
Im europäischen Versicherungssektor gibt es ein breites Spektrum an digitalen Geschäftspraktiken und deutliche Unterschiede im Digitalisierungsgrad der einzelnen Versicherungsgesellschaften. Dies besagt eine Analyse der Europäischen Aufsichtsbehörde für das Versicherungswesen und die betriebliche Altersversorgung (Eiopa). Sie hat nun einen neuen Bericht zu diesem Thema veröffentlicht.
Die Erkenntnisse basieren auf zwei Quellen: Die eine ist ein Marktmonitoring, das die Aufsicht durchgeführt hat und rund 200 Versicherer abdeckt. Das andere ist eine Eurobarometer-Umfrage unter Konsumenten.
KI meist für einfachere Anwendungen im Einsatz
Wie die Nachforschungen ergeben haben, ist der Digitalisierungsgrad unter den Versicherern nicht nur unterschiedlich, er befindet sich meist noch immer in einem frühen Entwicklungsstadium.
In der Nichtlebensversicherung setzt jeder zweite Versicherer (50 %) „Künstliche Intelligenz“ ein, in der Lebensversicherung jeder vierte (24 %). Weitere 30 bzw. 39 % gaben an, innerhalb von drei Jahren den Einsatz von KI vorzuhaben.
Die aktuell gängigsten Anwendungen wurden hausintern für einfachere Aufgaben entwickelt. Häufige Einsatzgebiete sind Kundendienst, Betrugserkennung und Schadenmanagement, ebenso Pricing und Vertrieb.
Die Mehrheit der Versicherer nutzt KI nur in ausgewählten Bereichen. 27 % setzen sie über die gesamte Wertschöpfungskette ein.
Big Tech, Internet der Dinge, Blockchain und Fachkräftemangel
Die meisten Versicherer kooperieren mit „Big Tech“-Unternehmen. An die 80 % gaben an, Cloudspeicher-Dienste solcher Anbieter zu verwenden. Andere Technologien wie zum Beispiel das „Internet der Dinge“, Blockchain und parametrische Versicherung werden nur von wenigen Versicherern genutzt.
Als zentrales Element einer erfolgreichen digitalen Transformation sehen es Versicherer, entsprechende Fachkräfte und Know-how zu gewinnen. Allerdings wird gerade der Mangel daran als große Hürde für digitale Lösungen gesehen.
Physischer und hybrider Vertrieb dominiert
Rein digitale Vertriebswege spielen weiterhin eine weit geringere Rolle als „physische“ oder hybride Kanäle, stellt die Eiopa fest. Das gilt insbesondere für Lebensversicherungen, wo Konsumenten persönliche Treffen bevorzugen – wenngleich sie auch Onlinedienste nutzen, um Produkte zu vergleichen und sich über bestimmte Angebote zu informieren.
Abschlusswege in Österreich
In Österreich gab aber immerhin jeder vierte Konsument an, in den zwei Jahren vor Umfragezeitpunkt eine Versicherung online abgeschlossen zu haben, die Hälfte in dieser Gruppe unmittelbar auf der Website des Versicherers.
Fast drei Viertel erwarben eine Versicherung persönlich oder telefonisch direkt beim Versicherer, Versicherungsvermittler oder Bankberater. 4 % haben Versicherungsschutz zusammen mit einem anderen Produkt erworben.
Ein weiteres Viertel hat in diesem Zeitraum keine Versicherung abgeschlossen. Anmerkung dazu: In Summe ergeben sich mehr als 100 %, weil Mehrfachantworten möglich waren.
Kommunikation und Marketing
Die meistgenutzten Kommunikationswege im europäischen Versicherungssektor sind Telefon, E-Mail und persönliches Zusammentreffen. Im Markt werde aber davon ausgegangen, dass Chatbots, Apps und Onlineformulare in den kommenden Jahren an Bedeutung gewinnen werden.
Die meisten Versicherer sind in sozialen Medien präsent und nutzen diesen Kanal für Kundenkontakt sowie Marketing- und Informationskampagnen; ein Viertel der Versicherer hat hierzu auch schon mit Influencern kooperiert.
Ergebnisse als Orientierung für Regulierung und Aufsicht
Innovative digitale Lösungen, so die Eiopa, können „Disruption und neue Herausforderungen“ mit sich bringen und Anpassungen in Regulierung und Aufsicht nötig machen. Angesichts einer hohen Anzahl an ausgerollten Initiativen und des Tempos der Entwicklung sei es wichtig, deren Auswirkungen auf den Markt zu beobachten. Der Bericht soll dabei helfen, Risiken und Nutzen der Digitalisierung für Markt und Kunden zu evaluieren, regulatorische Maßnahmen zu prüfen und die Konvergenz in der Aufsicht zu verbessern.
Wie auch immer: Besprechen Sie sich alsbald mit Ihrem persönlichen Berater – er wird Sie ganz individuell betreuen.
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