14.07.2023

So riskant sind die Länder dieser Erde

(kunid) Norwegen ist weiterhin der einzige Staat, der in der Coface-Länderrisikobewertung mit der Bestnote „A1“ geadelt wird. Österreich hält weiterhin bei A3. Der Kreditversicherer sieht einerseits Unsicherheitsfaktoren etwa durch schwachen privaten Konsum oder Geldpolitik gegeben, andererseits einen grundsätzlich positiven Trend bei der Entwicklung der Länderrisiken.

Trotz Kriegs, Inflation und Rezession bleibt die globale Wirtschaft weiter resilient „und trotzt mit einem weltweiten realen BIP-Wachstum von 2,2 % der Rezessionsangst“. Das stellte Kreditversicherer Coface Österreich anlässlich der Veröffentlichung seiner jüngsten Länderrisikoanalyse fest.

Die Analyse zeigt auch, dass die wirtschaftlichen Hoffnungsschimmer zu schwach und die Risiken zu stark sind, um die Länderrisikobewertung europäischer Staaten zu verbessern und damit von einem Aufschwung zu sprechen.

Österreich hält A3-Bewertung

Die Risikoanalyse erfasst 162 Länder und ordnet die Geschäftsausfallrisiken jeweils auf einer achtstufigen Skala ein. Diese reicht von der Bestnote A1 („sehr gering“) bis A4 und weiter über B, C und D bis zur schlechtesten Bewertung E („extrem“).

Norwegen bleibt nach aktuellem Stand der einzige „A1-Staat“ der Welt. Die meisten westeuropäischen Staaten bleiben auf den Stufen A2 oder A3. Irland konnte sich von A4 auf A3 verbessern. Das Vereinigte Königreich (UK) verharrt als einziger westeuropäischer Staat auf A4.

Österreich wird weiterhin mit A3 bewertet. Diese Beurteilung werde sich in den nächsten Monaten halten und sei im Wesentlichen auf zweierlei zurückzuführen, sagt Dagmar Koch, Country-Managerin von Coface in Österreich: „Die Wirtschaft ist in den letzten drei Quartalen nicht nennenswert gewachsen, und Österreichs wichtigste Handelspartner befinden sich in einer technischen Rezession.“

Unsicherheitsfaktoren: Konsum, Leitzins, Insolvenzen

Vor Herausforderungen, so Coface Österreich, steht die heimische Wirtschaft unter anderem wegen schwachen privaten Konsums. Koch: „Wir erwarten, dass der Preisdruck im Laufe des Jahres abnehmen wird. Jedoch bleibt das Konsumverhalten im Stimmungskeller, da ohne staatliche Unterstützung das Ersparte belastet und dadurch die Konsumaktivität bedroht wird.“

Die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) – sprich die Leitzinserhöhung zur Bekämpfung der Inflation – wird „weiter die Konjunktur verlangsamen“.

Nicht zuletzt nennt Coface die Steigerung der Unternehmensinsolvenzen – laut KSV1870 ist ihre Zahl in Österreich im ersten Quartal 2023 gegenüber dem ersten Quartal 2023 um 27 % auf 1.328 gestiegen – einen weiteren Unsicherheitsfaktor.

Allerdings gibt Koch in dem Zusammenhang zugleich Entwarnung: „Im Vergleich zu unseren Nachbarländern hat sich das Unternehmensumfeld früher normalisiert, und Staatshilfen sind ausgelaufen. Die höhere Anzahl an Insolvenzen ist demnach nicht besorgniserregend, sondern ein Zeichen der Normalisierung.“

„Positiver Trend“

Über die aktuelle Entwicklung der Länderrisikobewertungen fällt Coface prinzipiell ein positives Urteil.

„Mit Juni 2023 erkennt man, dass die Länderrisikoveränderungen im Gegensatz zur letzten Analyse im Februar 2023 mehr Aufwertungen als Abwertungen aufzeigen und damit ein positiver Trend in Entwicklungsstaaten zu erkennen ist, der zuletzt 2018 für diese Länder so stark war.

Vor allem Staaten in Asien und Afrika konnten sich Coface zufolge verbessern und sind „die Zugpferde des globalen BIP-Wachstums“. Energieexportierende Staaten wie Saudi-Arabien, Kasachstan, Katar und Nigeria stechen heraus und wurden deswegen aufgewertet.

Heruntergestuft hat Coface heuer nur Bolivien und Kenia. Dies ergibt sich einerseits aus der Währungskrise des südamerikanischen Staates und andererseits aufgrund der hohen Schuldenlast des ostafrikanischen Landes.


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