(kunid) Müssen wir die bisherigen Konzepte unserer globalisierten Welt prüfen, gar völlig neu denken? Wird die Globalisierung der Zukunft nach anderen Regeln funktionieren?
Die 19. Country Risk Conference, veranstaltet von Coface Österreich, brachte interessante Einsichten.
„Wenn man alt wird, erlebt man alles und das Gegenteil“, mit diesem Zitat startete Paul Lendvai seinen Vortrag. Der renommierte Publizist beleuchtete die Systematik von Demokratie und der Autokratie.
„Die Grundlade des autokratischen Systems ist die systematische Lüge. Bis sich die Wahrheit durchsetzt, dauert es lange. Daher sind die Medien so wichtig“, erklärt Lendvai und sagt: „Für Panik gibt es keinen Grund, für Optimismus auch nicht.“
Gemeinsam verschieden sein
Zukunftsforscher Tristan Horx präsentierte seine „Megatrends-Map“, die die einzelnen Megatrends und ihre Verknüpfungen aufzeigt.
Der längste Megatrend ist, so Horx, die Sicherheit.
„Sicherheit hat keine Schnittstelle mit der Globalisierung“, unterstreicht der Zukunftsforscher, der in seiner Analyse darlegte, dass aktuell die Verbindung der Generationen in den Hintergrund geraten sei.
„Der Megatrend Individualisierung führt zur Wir-Kultur oder zum Post-Individualisierung“, sagt Horx und beschreibt dies als „gemeinsam verschieden sein.“
Die Inflation steigt, kleines Wirtschaftswachstum bleibt
Die Ökonomen Christiane von Berg und Grzegorz Sielewicz, gaben einen volkswirtschaftlichen Ausblick auf die aktuellen Branchen- und Länderrisiko-Einschätzungen der Coface.
Von Berg erklärte, das zweite Quartal 2022 sei für viele Länder deutlich besser gelaufen als erwartet. Trotzdem bleibe die Situation angespannt. So werden die europäischen Staaten um jeden Preis versuchen, die Gasspeicher zu füllen. Gleichzeitig werden die steigenden Preise jedoch das Wachstum deutlich schmälern, so von Berg. „Es profitieren dabei vor allem die Rohstoffexporteure wie Angola und Brasilien“, erklärte die Coface-Ökonomin für die Region Nordeuropa.
Grzegorz Sielewicz, Coface-Ökonom für die Region Zentral- und Osteuropa, wiederum sieht die österreichische Wirtschaft wieder auf dem Weg der Rückkehr, eine wichtige Rolle für die wirtschaftliche Entwicklung in den kommenden Monaten kann vor allem der Wintertourismus spielen.
Wir sind resilienter geworden
Der CEO von Coface Mittel- und Osteuropa, Jaroslaw Jaworski nannte in seiner Rede die Energiepreise, die hohe Inflation und die Lieferketten-Störungen als die großen Herausforderungen. Dennoch zeigte er sich verhalten optimistisch: „Unternehmen werden sich an die neuen Rahmenbedingungen anpassen.“
Unter dem Titel „Zwischen Abhängigkeit und Unabhängigkeit – Das Zusammenspiel der Globalisierung und der neuen Regionalität“ wurde in der anschließenden Paneldiskussion die Globalisierung hinterfragt.
Dagmar Koch, Country Managerin von Coface Österreich, unterstreicht: „Wir konnten in den letzten Jahren viel lernen und sind deutlich resilienter geworden. Es macht uns stärker, wenn wir nicht auf Single Sourcing setzen.“
Christiane Noll spricht sich dafür aus, regionale Herausforderungen vor Ort, mit den Tools der globalisierten Wirtschaft zu lösen: „Mit den Mitteln der Digitalisierung können wir Globales und Regionales verbinden und vor Ort einen Impact schaffen.“
Verantwortung wieder in der Wirtschaft stärken
„Die Globalisierung ist ein Trend, der passiert ist. Milliarden von Menschen wurden so aus der Armut gebracht. Wenn wir das zurückdrehen, tauschen wir lokal gegen Armut ein“, erklärt Stefan Borgas, CEO RHI Magnesita und ergänzt: „Es gibt nichts demokratischeres als freien Welthandel.“
Dem entgegnete Theresa Imre, Gründerin und Geschäftsführerin von markta: „Es gibt unfaire Spielregeln.“
Fazit der Veranstaltung: Ob Regionalisierung oder Globalisierung – entscheidend ist die Frage, wie Verantwortung wieder in wirtschaftliche Prozesse integriert wird.
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