(kunid) In der Bevölkerung wird unter Altersvorsorge ein bunter Strauß verschiedener Vehikel verstanden, die betriebliche Altersvorsorge hat dementsprechend „massive Konkurrenz“, sagt Marktforscher Alexander Zeh. Eine Notwendigkeit für eigene Altersvorsorge wird gesehen, es besteht aber leider ein Informationsdefizit.
Das Thema Altersvorsorge rückt für die Bevölkerung seit den 1980er-Jahren immer mehr in den Vordergrund, sagte Alexander Zeh, Marktforscher bei Ipsos, beim von Finabro in Wien veranstalteten „BAV Vertriebsforum“.
Hat vor zwanzig Jahren noch die Ansicht geherrscht, dass man sich um Altersvorsorge „kurz vor der Pension oder, wenn man sehr ehrgeizig ist, so ab Mitte 50“ kümmert, so ist das durchschnittliche Einstiegsalter mittlerweile „deutlich unter 30 Jahre“ gesunken.
Auch die mediale Berichterstattung hat das Thema Altersvorsorge aufgegriffen – für den Vertrieb von Vorsorgeangeboten sollte das „eine Steilvorlage“ sein, so Zeh.
Konkurrenz für die BAV
Altersvorsorge umfasst aus Sicht der Bevölkerung nicht nur typische Altersvorsorgelösungen, sondern ebenso Instrumente wie Sparbuch, Bausparvertrag, Eigenheim und Abfertigung.
„In der Wahrnehmung der Bevölkerung hat die betriebliche Altersvorsorge massive Konkurrenz“, schloss Zeh, und zwar eben durch „klassische Sparprodukte oder Veranlagungsprodukte, die Sie nicht üblicherweise mit der Altersvorsorge assoziieren würden“.
Pensionslücke und geschätzte Nettopension
Der „Pensionslücke“ sind sich die Österreicher jedenfalls bewusst – aufgrund von Erfahrungen im eigenen Umfeld, der Berichterstattung und auch der Transparenz, die das Pensionskonto geschaffen hat. Letzteres hat sehr viel an Aufklärung gebracht und die Motivation, selber für das eigene Alter vorzusorgen, noch einmal deutlich erhöht.
In einer Umfrage, die Ipsos im Vorfeld der Veranstaltung österreichweit durchgeführt hat, schätzten Frauen ihre zukünftige Nettopension im Schnitt mit 980 Euro ein, Männer die ihre mit 1.680 Euro.
Bekanntheit und Nutzung
Welche Möglichkeiten der betrieblichen Altersvorsorge kennen die Österreicher, und welche davon nutzen sie bereits?
Als die bekanntesten erwiesen sich bei dieser Frage Pensionskassen und betriebliche Kollektivversicherung (71 %) sowie Vorsorgekassen (68 %). Sie sind auch die am häufigsten genutzten (je 34 %).
Bei Personen mit höherem Haushaltsnettoeinkommen sind die Möglichkeiten der BAV bekannter, ebenso die Nutzungsraten. Einkommen ist hier eine sehr stark differenzierende Variable; das Alter interessanterweise eher nicht.
Gefragt wurde auch, ob der eigene Arbeitgeber bereits in eine BAV einzahlt. Gut drei Viertel sagten, ihr Arbeitgeber tue dies bereits für sie; rund ein Drittel gab an, selbst in eine betriebliche Altersvorsorge einzuzahlen.
Vermischung der drei Säulen
Ein zentrales Ergebnis der Untersuchung ist, dass die Wahrnehmung des Themas BAV in der Bevölkerung extrem diffus ist und ein Defizit darin besteht, zwischen einzelnen Vorsorgeformen differenzieren zu können.
Ersichtlich wird eine sehr starke Vermischung zwischen „Privat“, „Betrieblich“ und „Abfertigung“. Erste, zweite und dritte Säule werden durcheinandergebracht. Aufgrund dessen hat die Bevölkerung auch eine so breitgefächerte Vorstellung davon, was alles unter Altersvorsorge fällt.
Unterm Strich besteht in der Bevölkerung ein Informationsdefizit hinsichtlich der betrieblichen Vorsorge; eine Notwendigkeit, selbst fürs Alter vorzusorgen, wird aber gesehen.
Fazit: Für Anbieter der betrieblichen Altersvorsorge gibt es noch viel zu tun. Fragen Sie in jedem Fall freilich auch Ihren Berater, wie die bestmögliche Vorsorge für Sie aussehen kann.
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