(kunid) Seit dem Beginn des Lock Downs in Österreich am 16. März ist die Kriminalität im Vergleich zum Vorjahr um 46,4 % zurückgegangen. In einzelnen Bereichen, wie etwa bei Einbrüchen, Kfz- und Taschendiebstählen ist das Minus noch deutlicher. Steigerungen hingegen gab es bei Delikten im Bereich häuslicher Gewalt bzw. bei verhängten Betretungs- und Annäherungsverboten.
In den vergangenen Wochen hat sich nicht nur unser Alltag verändert – sondern auch die Kriminalität.
In dieser „Corona-Zeit“ hat sich beispielsweise die klassische Kriminalität wie Straßenraub und Einbruch stark in den Bereich Internetkriminalität verlagert.
Das Innenministerium hat vergangene Woche aktuelle Zahlen zur Kriminalität in Österreich vorgestellt.
Corona-Beeinflussung immer mitdenken
Klar sei, dass die Kriminalitätsstatistik „mit Sicherheit nicht vergleichbar sein wird mit normalen Jahren davor oder danach, wir werden immer die Covid-19-Beschränkungen mitdenken müssen“, so der amtsführende Direktor des Bundeskriminalamts (BK), Gerhard Lang.
2019 wurden im Vergleichszeitraum 52.618 Straftaten angezeigt, heuer waren es zwischen 16. März und 3. Mai „nur“ 28.208 Delikte.
Im Bereich der strafbaren Handlungen gegen Leib und Leben gab es in der gleichen Zeit einen Rückgang von 37,3 % auf insgesamt 2.838 Delikte.
Einen Anstieg hingegen gab es bei Betretungs- und Annäherungsverboten wegen häuslicher Gewalt – jedoch erst gegen Ende der Covid-Beschränkungen.
Steigerung bei Gewaltdelikten
Anfang April hatte die Regierung eine Kampagne lanciert, die Frauen Hilfestellung bei gewalttätigen Partnern bieten soll. 4.410 Betretungs- und Annäherungsverbote wurden 2020 bis 17. Mai verhängt. Im Schnitt sind es in Österreich 30 pro Tag, im April und Mai waren es knapp 35 täglich.
Das Bundeskriminalamt fasst unter Gewalt in der Privatsphäre Delikte wie gefährliche Drohung, (schwere) Körperverletzung und (schwere) Nötigung zusammen. Hier gab es seit 16. März bis Anfang Mai eine Steigerung von 9 % im Vergleich zum Vorjahr.
Die meisten Anzeigen gab es mit 1.031 wegen Körperverletzung, 487 waren es wegen gefährlicher Drohung, 89 wegen schwerer Körperverletzung.
Starker Anstieg bei Cyberkriminalität
Teilweise enorme Steigerungen gab es im Bereich Internetkriminalität. So stiegen Betrugsdelikte im Internet um 27,4 %. Insgesamt gab es von Mitte März bis Anfang Mai 110 derartige Anzeigen.
Auch der Suchtmittelhandel verlagerte sich zunehmend weg von der Straße in den Onlinebereich.
Noch deutlicher war der Anstieg bei Cyberkriminaldelikten wie widerrechtlichem Zugriff auf ein Computersystem mit einem Plus von 72 %, Missbrauch von Computerprogrammen oder Zugangsdaten mit einer Steigerung von 207 % oder wegen betrügerischem Datenverarbeitungsmissbrauch, wo es gar eine Steigerung um 97 % gab.
Entwicklung im Vermögensbereich
Halbiert wiederum haben sich strafbare Handlungen gegen fremdes Vermögen. Hier gab es von 16. März bis 3. Mai 15.514 Anzeigen, im Vergleichszeitraum des Vorjahres waren es noch mehr als 30.000 gewesen.
Das „war uns klar bei geschlossenen Grenzen, wenn das gesellschaftliche Leben beinahe vollständig zum Erliegen kommt“, so Lang.
Zwar gebe es seit den Lockerungen wieder einen Anstieg, dennoch liege man weit unter dem Vorjahresniveau.
Während der Ausgangsbeschränkungen gab es Tage, an denen überhaupt kein Wohnraumeinbruch gemeldet wurde, „das hatten wir seit Beginn der elektronischen Aufzeichnung noch nie“, konstatierte Lang.
Einbrüche halbiert
Taschendiebstähle gingen bis Anfang Mai gar um 87 % zurück, Kfz-Diebstähle um 76 % und Wohnhauseinbrüche um 71 %.
Ein Minus von 68 % gab es bei Einbrüchen in Wohnungen, in Firmen waren es minus 52 %.
Lange waren zahlreiche Handelsgeschäfte geschlossen, die Zahl der Ladendiebstähle sank von 16. März bis 3. Mai um 62 %.
Über 39.00 Anzeigen wegen Coronavirus-Gesetzen
Wegen Verstößen gegen das Covid-19-Maßnahmengesetz hat die Polizei unterdessen seit 16. März österreichweit 32.960 Anzeigen sowie seit 11. April 6.182 Organmandate ausgestellt.
Diese Zahlen sind seit 25. April deutlich rückläufig. „Auch hier kehrt wieder Normalität ein“, so Innenminister Karl Nehammer.
Außerdem überwachte die Exekutive in 39.392 Fällen die Quarantänemaßnahmen – in allen Bundesländern, außer Wien.
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