(kunid) Wenn es nach dem neuen „Global Risks Report“ des Weltwirtschaftsforums geht, werden wir in erster Linie mit Umweltrisiken zu tun haben. Massenvernichtungswaffen sind das einzige Risiko im vordersten Feld, das nicht zu diesem Themenkreis gehört.
Für 2020 wird eine zunehmende politische und wirtschaftliche Polarisierung erwartet. Das Weltwirtschaftsforum (World Economic Forum, WEF) veröffentlicht regelmäßig seinen „Global Risks Report“ – die aktuellen Ergebnisse lassen aufhorchen.
Die globale Wirtschaft ist mit einer Verlangsamung konfrontiert, die letzten fünf Jahre sind die wärmsten in den Aufzeichnungen gewesen, und bei Cyberangriffen wird ein Anstieg erwartet, während es zugleich Bürgerproteste gegen politische und wirtschaftliche Bedingungen gibt.
WEF rechnet mit weiterer Polarisierung
Die wirtschaftliche und politische Polarisierung wird 2020 weiter zunehmen – dies in einer Situation, in der ernsthafte Bedrohungen für unser Klima, unsere Umwelt, die öffentliche Gesundheit und unsere Technologiesysteme eigentlich mehr denn je Kooperation erforderten.
Über 750 Experten weltweit wurden gebeten, ihre größten Bedenken in Bezug auf Wahrscheinlichkeit und Auswirkungen einzustufen: 78 % gehen davon aus, dass wirtschaftliche Konfrontationen und innenpolitische Polarisierung 2020 zunehmen werden.
Die größten Risiken auf zehn Jahre betrachtet
In der Zehn-Jahres-Prognose, wie sie die Befragten sehen, sind die fünf globalen Risiken an der Spitze der Liste, gemessen an der Wahrscheinlichkeit ihres Eintretens, erstmals allesamt Umweltrisiken.
Nur in der Tabelle, die die Risiken nach der Schwere der Auswirkungen im Fall ihres Eintritts reiht, findet sich wie schon im 2019er-Report ein einziges anderes, nämlich Massenvernichtungswaffen, unter den fünf größten Risiken – letztes Jahr auf dem ersten, heuer auf dem zweiten Platz.
Anders als in der Umfrage von 2019 ist 2020 die Gefahr eines schwerwiegenden Verlusts von Artenvielfalt und eines Zusammenbruchs von Ökosystemen „mit irreversiblen Folgen für die Umwelt, was zu einer starken Verringerung der Ressourcen für Mensch und Industrie führt“, unter den ersten fünf.
Die wichtigsten „Risikokopplungen“
Da globale Risiken nicht isoliert auftreten, hat man die Befragten außerdem gebeten, die Zusammenhänge zwischen Paaren globaler Risiken zu bewerten. Als die fünf wichtigsten Risikozusammenhänge werden demnach gesehen:
+ Extreme Wetterereignisse und Scheitern der Klimaschutz- und Anpassungsmaßnahmen
+ Groß angelegte Cyberangriffe und Zusammenbruch kritischer Informationsinfrastrukturen und -netzwerke
+ Hohe strukturelle Arbeitslosigkeit oder Unterbeschäftigung und negative Folgen des technischen Fortschritts
+ Schwerwiegender Verlust der Artenvielfalt und Zusammenbruch des Ökosystems und Scheitern der Klimaschutz- und Anpassungsmaßnahmen
+ Lebensmittelkrisen und extreme Wetterereignisse
Druck auf Unternehmen
Auf Unternehmen steigt der Druck durch Anleger, Aufsichtsbehörden, Kunden und Mitarbeiter, ihre Widerstandsfähigkeit gegen zunehmende Klimaschwankungen unter Beweis zu stellen.
Ereignisse von großem Ausmaß wie die jüngsten Waldbrände in Australien und Kalifornien setzen die Unternehmen unter Druck, Maßnahmen gegen das Klimarisiko zu ergreifen, und dies zu einem Zeitpunkt, an dem sie auch größeren geopolitischen Herausforderungen und Cyberrisiken gegenüberstehen.
Biologisch vielfältige Ökosysteme binden große Mengen an Kohlenstoff und bieten enorme wirtschaftliche Vorteile, die auf rund 33 Billionen US-Dollar (29,6 Billionen Euro) pro Jahr geschätzt werden – das entspricht dem BIP der USA und Chinas zusammen.
Es ist daher von entscheidender Bedeutung, dass Unternehmen und politische Entscheidungsträger den Übergang zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft und nachhaltigeren Geschäftsmodellen beschleunigen.
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