(kunid) Motorradfahrer sind sich so einigen gefährlichen Risiken, die häufig zu Unfällen führen, zu wenig bewusst – umgekehrt fürchten sich Biker oft vor Unfallsituationen, die tatsächlich kaum vorkommen. Dies ergab eine vor Kurzem veröffentlichte Umfrage unter rund 4.000 Kraftradfahrern.
8.509 Personen, die mit einspurigen Kraftfahrzeugen gefahren oder mitgefahren sind, wurden 2015 bei Kraftradunfällen verletzt oder getötet. Im Detail waren es 3.098 Verletzte und 64 Getötete bei Motorradunfällen, 1.121 Verletzte und 19 tödlich Verunglückte bei Unfällen mit Leicht- und Kleinmotorrädern sowie 4.200 Verletzte oder sieben Getötete bei Moped- oder Mofaunfällen, wie aus Daten der Statistik Austria hervorgeht.
Ein Kfz-Versicherer hat nun zusammen mit dem Österreichischen Automobil-, Motorrad- und Touringclub (ÖAMTC) 4.045 Motorradfahrer zu Gefahrenmomenten im Zusammenhang mit dem Motorrad befragt. Ein Ziel war es herausfinden, ob die Gefahreneinschätzung der Bikefahrer mit den Daten der Unfallstatistik übereinstimmen.
Hohes Unfallrisiko durch überhöhte Geschwindigkeit
Geht es darum, was nach Ansicht der Befragten am häufigsten zum Unfall führt, so denken diese im Besonderen an die falsche Wahl der Geschwindigkeit. In diesem Punkt liegen die Motorradfahrer mit ihrer Einschätzung nach bei der Wirklichkeit, da überhöhtes Tempo eine der bedeutendsten Unfallursachen ist. Doch die anderen Umfrageergebnisse weisen auch auf zahlreiche Diskrepanzen zwischen den Ansichten der Kraftradfahrer und der Realität hin.
„Gefährliche Situationen, die laut Statistik sehr häufig zu Unfällen führen, sind zu wenig im Bewusstsein der Biker. Umgekehrt fürchten sie sich aber vor Unfallsituationen, die tatsächlich kaum vorkommen“, so ÖAMTC-Verbandsdirektor Oliver Schmerold.
So werden zwar zum einen das Wechseln des Fahrstreifens nach links, zum anderen haltende oder parkende Fahrzeuge beziehungsweise offene Wagentüren, mit denen man kollidieren könnte, besonders häufig als gefährlich eingestuft. Tatsächlich aber gehe den Daten zufolge jedoch nur ein relativ geringer Teil der tatsächlichen Unfälle auf diese beiden Risiken zurück.
Verkannte Gefahren
Unterschätzt wird laut Analyse dagegen die Gefahr von Kreuzungsunfällen im Ortsgebiet. Nur ein Viertel glaubt nämlich, dass Kreuzungskollisionen sehr gefährlich sind – obwohl im Ortsgebiet mehr als jeder dritte Unfall an einer Kreuzung passiere. Insbesondere Kraftradfahrer, die häufig innerorts unterwegs sind, würden dieses Risiko unterschätzen, wie die Befragung ergab.
Die als viel größer eingeschätzte Gefahr sich plötzlich öffnender Autotüren führe dagegen in Wirklichkeit nur sehr selten zu Unfällen, so die Studienautoren. Die gegensätzliche Risikoeinschätzung könnte sich laut Experten wie folgt erklären: Je gefährlicher bestimmte Fahrweisen oder Situationen in der Wahrnehmung erscheinen, umso mehr achten Kraftradfahrer darauf, dass es nicht zum Unfall kommt.
Die Studienauftraggeber stellen außerdem fest: Während im Ortsgebiet meistens auch andere Verkehrsteilnehmer an Motorradunfällen beteiligt seien, verunfalle im Freiland jeder zweite Fahrer ohne Fremdeinwirkung. Vor allem in Kurven komme es sehr häufig zu Stürzen – und wegen der hohen Geschwindigkeiten auch zu Todesopfern. Zwei Drittel der Befragten sind übrigens hauptsächlich im Freiland unterwegs, zwölf Prozent im Stadtgebiet, der Rest sowohl als auch.
Jeder Zweite ist mindestens einmal gestürzt oder verunfallt
Die Hälfte gibt an, bisher keinen Sturz oder Unfall erlitten zu haben. 34 Prozent ist das bereits einmal passiert, 16 Prozent schon mehr als einmal. Letzteres könnte in manchen Fällen auch damit zu tun haben, dass es an Routine fehlt. 37 Prozent sitzen nämlich nur selten auf ihrem Motorrad, Moped oder Mofa, ein Drittel ist ein bis zwei Mal pro Woche damit unterwegs.
Lediglich ein Viertel fährt (fast) täglich damit. Zwei Drittel der Befragten sind älter als 50 Jahre; ebenfalls zwei Drittel haben den Führerschein zwar bereits seit über 20 Jahren, doch nur ein Drittel davon ist über 20 Saisonen aktiv gefahren.
Fast vier Fünftel (78 Prozent) gaben an, dass das Kraftrad für sie ein Freizeitvergnügen ist, für die restlichen 22 Prozent ist es (auch) ein „Alltagsgegenstand“. Übrigens: Sicherheitstrainings, wie sie zum Beispiel von Automobilclubs wie ARBÖ und ÖAMTC, aber auch von anderen Stellen wie Fahrschulen angeboten werden, helfen Bikern, einen sicheren Fahrstil zu erlernen, und in gefährlichen Situationen richtig zu reagieren.
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