(kunid) Hochkarätige Diskussion beim European Forum Alpbach über die Zusammenhänge von Alterung, Pflege und Gesundheitssystem.
Die ERSTE Stiftung organisierte gemeinsam mit „Alles Clara“, ihrer sozialen Innovation zur Entlastung pflegender Angehöriger, eine Diskussion im Rahmen der „Austria in Europe Days“ des European Forum Alpbach über die „demographische Bombe“ am Arbeitsmarkt: Die Zahl der pflegebedürftigen Menschen steigt von Jahr zu Jahr, während gleichzeitig das Gesundheitssystem, die Pflegeeinrichtungen und betreuende Familien an ihre Grenzen stoßen. Pflegende Angehörige reduzieren nur zu oft ihre Arbeitszeit oder geben ihre Erwerbstätigkeit zugunsten der Pflege eines Familienmitglieds auf. Dies betrifft jährlich über 20.000 Personen, insbesondere Frauen und führt damit zu schwerwiegenden Folgen für Arbeitsmarkt und Wirtschaft.
Momentum für interdisziplinäre digitale Formate
Wo müssen wir ansetzen, um den Fachkräftemangel zu lindern, eine hochwertige Gesundheit und Pflege zu gewährleisten und Pflegekräfte besser zu unterstützen? Wie unterstützen wir die pflegenden Angehörigen, den „größten Pflegedienst Österreichs“. Diese Fragen wurden im Congress Centrum Alpbach von den rund 100 Gästen sehr angeregt diskutiert.
In ihrer Eröffnung betonten ERSTE Stiftung CEO Boris Marte und Aufsichtsratsmitglied Eva Höltl: „Dieses Thema betrifft uns alle direkt und wird unser Leben verändern. Wir haben den Blickwinkel der pflegenden Angehörigen gewählt, deren Erwerbsbiographien durch Pflegeleistung und Informationsdefizit oft brüchig werden. Es braucht ein Momentum für interdisziplinäre digitale Formate, von denen alle Betroffenen profitieren.“
Thomas Czypionka, Leiter der Forschungsgruppe für Gesundheitssysteme und Gesundheitspolitik am Institut für Höhere Studien – IHS, erläuterte: „Unser Gesundheits- und Sozialsystem ist besonders komplex. Wir sind mit einer dreifachen Alterung konfrontiert, nämlich der In-Anspruch-Nehmenden, der Berufstätigen im Gesundheitswesen und des allgemeinen Potenzials am Arbeitsmarkt. Digitalisierung kann einerseits Zusatznutzen bieten und andererseits Mehrkosten verursachen – gerade am Start bei der Implementierung. Danach kann man sehr viel für die Patienten tun und langfristig die Arbeitsabläufe erleichtern. Dabei können wir idealerweise auch von Auswertungen laufend lernen und so die Qualität und Effizienz im System steigern.“
Digitalisierung kann keine Menschen ersetzen
Ulrike Königsberger-Ludwig, Staatssekretärin im Bundesministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz, erklärte: „Die Digitalisierung macht auch vor dem Gesundheitssystem und der Pflege nicht Halt und bietet große Chancen – etwa, wenn man auf die elektronische Gesundheitsakte (ELGA) blickt, wo das Leistungsspektrum laufend weiterentwickelt wird – so sind etwa bereits jetzt Pflegeheime eingebunden. Dennoch steht für mich fest: Die Digitalisierung kann keine Menschen ersetzen, und darf auch keinen zurücklassen.“
Arbeitsmarktservice Österreich-Vorstandsmitglied Petra Draxl erläuterte: „Wir bewegen uns darauf zu, dass 2050 rund 10 Millionen Menschen in Österreich leben werden, wobei der Anteil der Älteren steigt. Alle wollen weiterhin Top-Leistungen in Anspruch nehmen können, während die Kosten steigen und weniger Menschen im Erwerbsleben Beiträge leisten werden. Ausbildungsplätze werden laufend ausgebaut, eine Herausforderung ist es die Beschäftigten im Pflegeberuf zu halten. Für pflegende Angehörige braucht es sicher bessere Strukturen zur Unterstützung.“
Der Stellvertreter der Geschäftsführung beim Hilfswerk Österreich, Roland Wallner, führte dazu aus: „Wir haben in der Digitalisierung der Pflege und der Vernetzung mit dem Gesundheitswesen einige dringende Baustellen. Der Blick durch die Brille der Betroffenen ist hier wichtig: Pflegende Angehörige erwarten sich Unterstützung durch einen funktionierenden Pflegedienst, richtige Information und Hilfe beim Umgang mit der Bürokratie. Pflegekräfte verbringen zu viel Zeit mit Bürokratie, statt sich um ihre Patientinnen und Patienten zu kümmern. Mobile Langzeitpflege soll bis Ende 2028 in ELGA integriert werden – das ist dringend notwendig, weil dadurch die Sicherheit von Pflegebedürftigen steigt und Personalressourcen nicht für vermeidbare Aufgaben vergeudet werden.“
POINTNER finanz … Ihr Versicherungsmakler in Ried im Innkreis
Fragen? – Treten Sie mit uns in Kontakt!