(kunid) Dort lauert ein Gefahrenpotenzial, das große Auswirkungen auf Gesellschaft, Wirtschaft und Versicherungsbranche entfalten könnte, stellt das Swiss Re Institute fest. Vielfältige Folgen sieht das Institut aber vor allem auch durch extreme Hitzewellen drohen: für Gesundheit, Infrastruktur, Landwirtschaft und nicht zuletzt in Bezug auf Haftungsfragen.
Fünf „strukturelle“ Risiken, dazu fünf kurzfristige und drei mittelfristige „neuartige“ Risiken identifiziert das Swiss Re Institute (SRI) in seinem aktuell veröffentlichten „Sonar“-Bericht.
Die möglichen Auswirkungen der 13 Risiken im aktuellen Bericht werden in fünf Fällen als hoch, in sechs als „mittel“ und in zwei Bereichen als niedrig eingeschätzt.
Strukturelle Risiken mit potenziell großen Folgen
Eines der strukturellen Risiken mit potenziell großem Effekt ist nach Einschätzung des SRI schwindendes Vertrauen der Verbraucher in Institutionen, einschließlich der Versicherungswirtschaft. Mögliche Folgen: Verzicht auf Versicherungen, Reputationsrisiken für Versicherer.
Unsicherheiten sieht das SRI auch für die Lebens- und Krankenversicherung. Hintergrund dafür sind Sterblichkeitsrisiken im Zusammenhang etwa mit Pandemien, dem Klimawandel oder den Folgen von Naturkatastrophen.
Risiken, die aus der fortschreitenden Digitalisierung entstehen, stuft das SRI ebenfalls als hoch ein. Besonders die Haftpflichtversicherung stehe dabei im Scheinwerferlicht. Mit dem Vormarsch der KI seien auch die damit verbundenen Risiken gestiegen.
„Die Versicherungsbranche steht am Anfang des Produktentwicklungszyklus für KI-spezifische Risiken, und ein besseres Verständnis der zugrunde liegenden Risiken wird ihr helfen, Deckungen klar zu beschreiben, Ausschlüsse festzulegen und Wortlaute zu standardisieren“, merkt das SRI an.
Extreme Hitze und ihre vielfältigen Auswirkungen
Unter den „neuartigen Risiken“, die bereits kurzfristig relevant sind, sortiert das SRI extreme Hitze ein. Sie habe früher als „unsichtbare Gefahr“ gegolten, weil die Folgen nicht so offensichtlich seien wie bei anderen Naturgefahren, sagt Jérôme Haegeli, Group Chief Economist von Swiss Re.
„Angesichts des eindeutigen Trends zu längeren und heißeren Hitzewellen ist es wichtig, dass wir aufzeigen, wie groß die Auswirkungen auf Menschenleben, Wirtschaft, Infrastruktur, Landwirtschaft und Gesundheitswesen tatsächlich sind“, fügt Haegeli hinzu.
Aktuellen Daten zufolge seien rund 480.000 Todesfälle pro Jahr auf extreme Hitzewellen zurückführen – mehr als durch Überschwemmungen, Erdbeben und Hurrikane zusammengenommen, so das SRI. Hitzestress könne zu Erschöpfung, Hitzschlag und Organversagen führen und Herz-Kreislauf- und Atemwegserkrankungen verschlimmern.
Extreme Hitze könne außerdem andere neuartige Risiken verschärfen, etwa die Gefahr durch giftige Pilze, die bei höheren Temperaturen gedeihen und den menschlichen Körper befallen können. Aber auch Risiken wie Ernteausfälle und Schäden in der Arbeiterunfallversicherung könnten zunehmen.
Diverse nicht-gesundheitsbezogene Effekte
In Verbindung mit Wind können Hitzewellen zudem die Waldbrandgefahr erhöhen, betont das SRI. Von 2015 bis 2024 verursachten Waldbrände den Angaben zufolge weltweit 78,5 Milliarden US-Dollar an versicherten Schäden.
Extreme Hitzewellen sind auch für einzelne Branchen eine Gefahr. „So bestehen etwa im Telekommunikationssektor erhebliche Risiken in Bezug auf das Versagen von Kühlungen in Rechenzentren oder Schäden an Erdkabeln.“
Hinzu komme, dass sich Haftungsrisiken abzeichnen, wenn Unternehmen und Institutionen keine Maßnahmen zur Minderung hitzebedingter Schäden ergreifen. Extremhitze könnte also zu mehr Rechtsstreitigkeiten und bei Versicherern zu mehr Haftpflichtschäden führen.
Das SRI verweist auch auf eine 2021 in den USA erhobene Klage gegen Energieunternehmen, in der Milliarden an Schadenersatz für Folgen des Klimawandels gefordert werden.
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