(kunid) Die Ideen reichen von einer Valorisierung der Zukunftssicherung über eine Reduktion der Versicherungssteuer bis zu einem neuen Pensionsprodukt. Und angesichts zunehmender Naturkatastrophen ist eine effiziente Lösung nötig, die den Menschen einen Rechtsanspruch auf den Ersatz ihrer Schäden bietet.
Rechtzeitig zu Wort melden wolle sich die Versicherungsbranche angesichts der aktuellen Gespräche über die Bildung einer neuen Bundesregierung, betonte Christian Eltner, Generalsekretär des Versicherungsverbands Österreich (VVO), bei einer Pressekonferenz.
Insbesondere zur Bewältigung des evidenten Demografiewandels und der neuen Ausmaße von Naturkatastrophen als Folge des Klimawandels brauche es ein gemeinsames Vorgehen. Dabei verstehe sich die Versicherungswirtschaft als „Partner des Staates“.
Handlungsfeld Alterung
Monika Köppl-Turyna, Direktorin des Wirtschaftsforschungsinstituts EcoAustria, ging auf die Herausforderungen des Demografie- und Klimawandels ein. Beide Handlungsfelder bringen große Veränderungen für die österreichische Volkswirtschaft mit sich und verursachen hohe Kosten.
In einer Analyse hat sich EcoAustria unter anderem mit der Alterung in Österreich in den nächsten Jahrzehnten beschäftigt. Köppl-Turyna verweist darauf, dass die arbeitende Bevölkerung bis 2060 trotz Migration schrumpfen werde.
Dazu komme, dass die Menschen massiv unterschätzen, wie alt sie werden, sagt Köppl-Turyna. 2070 werde die Lebenserwartung von Frauen bei mehr als 90 Jahren und bei Männern bei über 86 Jahren liegen.
Die Lebenserwartung mit 65 Jahren werde von derzeit 18,8 Jahren bei Männern auf 23,6 Jahre steigen, bei Frauen von 21,8 auf 26,6 Jahre. Die Pensionszeiten verlängern sich dadurch jeweils um rund fünf Jahre, das Leben ohne Erwerbseinkommen werde für viele fast so lange sein wie das Erwerbsleben.
Das Problem ist lösbar
Österreich gebe besonders viel für Pensionen aus, betont Köppl-Turyna – und die Ausgaben werden, wenn auch mäßig, weiter steigen: von 13,7 % des Bruttoinlandsprodukts 2022 auf 14,2 % im Jahr 2045. Das sind zwei Prozent mehr vom BIP als im EU-Durchschnitt.
Gleichzeitig werde die Ersatzrate sinken. Das Verhältnis von Durchschnittslohn zu Durchschnittspension werde sich von derzeit 56 % bis 2070 auf 45 % reduzieren. Mit der Lücke steige auch das Risiko für Altersarmut.
Eine mögliche Lösung des Problems sieht Köppl-Turyna in der Einbeziehung der kapitalgedeckten Vorsorge. Dabei stehen verschiedene Modelle zur Verfügung, wie sie in anderen Ländern existieren, in denen die staatlichen Ausgaben niedriger und die Ersatzraten zum Teil höher sind.
So gibt es beispielsweise in Schweden sowohl in der ersten als auch in der zweiten Säule kapitalgedeckte Beiträge, in Dänemark gibt es für fast alle eine betriebliche Zusatzrente in Form eines kapitalgedeckten Systems und in Großbritannien starke Anreize für die dritte Säule.
Was die Versicherungsbranche konkret will
„Wir sind nicht angetreten, die erste Säule zu kritisieren“, betont Eltner. Aber die Ersatzrate sinkt trotz hoher Kosten und es wird immer dringlicher, sich etwas zu überlegen. Daher braucht es unbedingt das Drei-Säulen-System.
Konkret wünscht sich die Versicherungswirtschaft von der nächsten Regierung eine Valorisierung der „Zukunftssicherung“, auf 1.200 Euro pro Jahr – der derzeitige Betrag von 300 Euro ist seit Jahrzehnten nicht mehr valorisiert worden.
Zweite Forderung: Die Halbierung der Versicherungssteuer für die Lebensversicherung bzw. deren kompletten Wegfall für nachhaltige Investments. Österreich ist eines der wenigen Länder, in denen es überhaupt eine Versicherungssteuer auf Lebensversicherungen gibt.
Auch müsse man über ein „neues Pensionsprodukt“ diskutieren; dieses sollte eine – allerdings auf 70 bis 80 % begrenzte – Garantie beinhalten und steuerliche Anreize bieten. Und schließlich wäre es notwendig, dass sich die Alterssicherungskommission um alle drei Säulen kümmert.
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