(kunid) 3.099 Menschen sind bei einem Unfall verstorben, die höchste Zahl seit 1994. Drei Viertel der Verletzungen ereigneten sich im Haushalt und in der Freizeit. Hitze erhöht das Unfallrisiko: an Hitzetagen gibt es mehr Verkehrsunfälle mit Personenschaden.
Österreichweit mussten 2022 insgesamt 735.000 Personen nach einem Unfall im Spital behandelt werden. Dies meldet das Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV) nach Auswertung seiner Unfalldatenbank und spricht von einem „auf hohem Niveau“ stagnierenden Wert.
Im Zuge dieser jährlichen Erhebung wurden 2022 in ausgewählten Spitälern rund 16.300 Interviews mit Unfallopfern geführt, die in stationärer oder ambulanter Nachbehandlung waren. Im Anschluss werden die Ergebnisse hochgerechnet.
Die meisten Verletzten gab es demnach aufgrund von Haushaltsunfällen (42 %), gefolgt von den Bereichen Freizeit/Sport (33 %), Arbeit/Schule (14 %) und Verkehr (11 %). Die Behandlungskosten beliefen sich laut KFV auf zirka 2,58 Milliarden Euro.
Bei Unfällen im Haushalt wurden 306.000 Personen verletzt, fast 220.000 davon aufgrund von Sturzunfällen.
Ein Viertel der tödlichen Stürze passiert zu Hause
Durch Unfälle getötet wurden 3.099 Menschen (+9 % gegenüber 2021) – der höchste Wert seit 1994, als 3.250 Personen tödlich verunglückt sind.
Beachtlich ist die Zahl der verstorbenen Menschen nach einem Sturz: Bei Stürzen sind 1.006 Menschen ums Leben gekommen.
Das sind um 12 % mehr als 2021 und um 14 % mehr als der Durchschnitt der Jahre Vor-Corona-Jahre 2017 bis 2019.
Hoher Anteil älterer Verunfallter
Ein hoher Anteil der Unfalltoten ist der Altersgruppe 65 plus zuzurechnen. Hier sind in den vergangenen Jahren besonders viele Menschen infolge eines Sturzes zu Hause verunglückt.
„Von Sturzunfällen sind ältere Menschen besonders häufig betroffen, wobei bei Männern die Gefahr für tödliche Stürze bereits ab 50 Jahren deutlich zu steigen beginnt, bei Frauen etwas später“, sagt Johanna Trauner-Karner, Leiterin des Bereichs Sport- und Freizeitsicherheit im KFV.
Zudem ereignet sich bereits mehr als ein Viertel aller tödlichen Stürze zu Hause. Hauptgründe sind Straucheln, Stolpern und Ausgleiten, gefolgt von Unfällen auf Stufen und Treppen.
Maßnahmen zur Unfallprävention „deutlich erhöhen“
Das KFV ortet aufgrund der Daten „dringenden Handlungsbedarf“. Trauner-Karner: „Seit fast 30 Jahren gab es in Österreich nicht mehr so viele Menschen, die an den Folgen eines Unfalls in Österreich gestorben sind.“
Die Sturzprävention zu Hause wird auch aufgrund der Alterung der Gesellschaft immer dringender. Bodenbeläge und Treppen sollten beispielsweise rutschfest sein und regelmäßig auf Beschädigungen und andere Stolperfallen überprüft werden. Beim nächtlichen Gang zur Toilette können Lichtsensoren die Sicherheit spürbar erhöhen.
Sehr zu empfehlen sind auch festes Schuhwerk sowie die unmittelbare Entfernung verschütteter Flüssigkeiten oder herumliegender Kabel.
Parallel zu den Vorsichtsmaßnahmen ist es aber vor allem für ältere Personen auch sehr wichtig, körperlich aktiv zu bleiben, um möglichst lange den Haushalt selbständig verrichten zu können.
VCÖ: Hitze erhöht Unfallrisiko
Auch, wenn es zuletzt wieder abgekühlt hat: Der Mobilitätsclub VCÖ wiederum machte darauf aufmerksam, dass bei Hitze das Unfallrisiko steigt.
So ist es zwischen Mai und September 2022 an Tagen mit 30 Grad oder mehr im Schnitt zu 144 Verkehrsunfällen pro Tag gekommen – um 18 % mehr als an Tagen mit Temperaturen unter 30 Grad.
2021 hat es gar um 25 % mehr Verkehrsunfälle mit Personenschaden gegeben.
Seit 12. August kamen nach Angaben des VCÖ bei 16 tödlichen Verkehrsunfällen insgesamt 23 Menschen ums Leben. Nachdem im ersten Halbjahr im Schnitt ein Mensch pro Tag im Straßenverkehr ums Leben gekommen ist, sind es in den vergangenen elf Tagen doppelt so viele gewesen. Bei weiteren Unfällen sind zudem viele, teils schwer, verletzt worden.
Wenn möglich, Autofahrten vermeiden
„Hitze belastet das Herz-Kreislaufsystem, führt zu reduzierter Konzentrationsfähigkeit. Auch schlafen zahlreiche Menschen schlechter, sind müder und reagieren gereizter. All das hat negative Auswirkungen auf die Verkehrssicherheit, die Fahrfehler nehmen zu“, sagt VCÖ-Expertin Lina Mosshammer.
Der VCÖ empfiehlt deshalb, nach Möglichkeit aufs Auto zu verzichten und öffentliche Verkehrsmittel zu nutzen. Autofahrern wird geraten, langsamer und mit voller Konzentration auf das Verkehrsgeschehen zu fahren und bei längeren Fahrten häufiger Pausen zu machen.
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