(kunid) Die Lebenshaltungskostenkrise wird in der Umfrage zum „Global Risks Report 2023“ als größtes kurzfristiges, ein Scheitern im Klimaschutz als größtes langfristiges Risiko gesehen. In Österreich macht in erster Linie die Preisentwicklung Sorgen. Gewarnt wird davor, dass geopolitische Rivalitäten und eine Orientierung nach innen sowohl wirtschaftliche Zwänge als auch kurz- und langfristige Risiken weiter verschärfen.
Zum 18. Mal ist vor kurzem der „Global Risks Report“ erschienen, den das Weltwirtschaftsforum (WEF) – wieder unter Mitwirkung des Risikomanagement-Dienstleisters Marsh & McLennan Companies und der Zurich Insurance Group – erstellt hat.
Die befragten Experten konnten ihre Einschätzungen zu 32 globalen Risiken abgeben.
Ein solches ist definiert als die Möglichkeit des Eintritts eines bestimmten Ereignisses oder einer bestimmten Lage mit negativen Auswirkungen auf einen signifikanten Teil der globalen Wirtschaftsleistung, Bevölkerung oder natürlichen Ressourcen.
Wo die größten Risiken gesehen werden
Hierfür wurden zwei Rankings erstellt: Das eine bezieht sich auf Risiken mit einem Zeithorizont von bis zu zwei Jahren, das andere auf eine Perspektive von zehn Jahren.
Die Liste der „kurzfristigen“ Risiken wird vom Risiko „Lebenshaltungskostenkrise“ angeführt. Danach folgen Naturkatastrophen und Extremwetterereignisse, an dritter Stelle „geoökonomische Konfrontation“.
In der Langfristbetrachtung liegt das Risiko eines Scheiterns, den Klimawandel einzudämmen, an erster Stelle, an zweiter ein Scheitern bei der Anpassung an den Klimawandel. Auch die beiden nachfolgenden Risiken betreffen die Umwelt: Naturkatastrophen und Extremwetterereignisse sowie Verlust an Biodiversität und Ökosystem-Kollaps.
In Österreich steht die Preisentwicklung im Vordergrund
Für die Zwei-Jahres-Betrachtung weist der Bericht auch Ergebnisse auf Länderebene aus. Hierfür wurden die Teilnehmer gefragt, welche fünf von 35 Risiken voraussichtlich die größte Bedrohung für ihr Land darstellen werden. In Österreich ergab sich folgende Reihung:
1 schnelle und/oder anhaltende Inflation
2 schwere Rohstoffpreisschocks
3 Zusammenbruch kritischer Infrastruktur
4 geoökonomische Konfrontation
5 geopolitischer Streit um Ressourcen
Zeitfenster für Maßnahmen gegen größte Bedrohungen schließt sich
Der Bericht zeichnet „ein Bild der globalen Risikolandschaft, das sowohl neu als auch fast unheimlich vertraut ist, da die Welt mit vielen bestehenden Risiken konfrontiert ist, von denen bislang angenommen wurde, dass sie im Schwinden begriffen sind“, kommentieren die Herausgeber der gegenständlichen Studie.
Das Zeitfenster für Maßnahmen gegen die schwerwiegendsten langfristigen Bedrohungen schließe sich rasch, es seien konzertierte, kollektive Maßnahmen erforderlich, „ehe Risiken einen Kipppunkt erreichen“.
Aus dem Umstand, dass durch die Pandemie und den Krieg in Europa „die Energie-, Inflations-, Nahrungsmittel- und Sicherheitskrisen wieder in den Vordergrund gerückt“ worden sind, ergeben sich Folgerisiken, die die kommenden zwei Jahre dominieren.
Zu diesen Risiken zählten Rezession, wachsende Verschuldung, eine anhaltende Krise der Lebenshaltungskosten, eine weitere Polarisierung von Gesellschaften durch Des- und Fehlinformation, Stillstand im Klimaschutz und ein geoökonomischer Nullsummen-Krieg.
Gegenwind für Resilienzbemühungen
„Diejenigen, die ohnehin schon am stärksten gefährdet sind, leiden – und angesichts der zahlreichen Krisen nimmt die Zahl derer, die als gefährdet gelten, rapide zu, sowohl in den reichen als auch in den armen Ländern“, warnt Saadia Zahidi, Managing Director des WEF, und mahnt zu Kooperation als „dem einzigen Weg nach vorne“.
Das Jahr 2023 werde in den Bereichen Nahrungsmittel, Energie, Rohstoffe und Cybersicherheit von erhöhten Risiken gekennzeichnet sein, die weitere Störungen der globalen Lieferketten verursachen und Investitionsentscheidungen beeinflussen werden, sagt Carolina Klint, Risk Management Leader, Continental Europe, bei Marsh.
„In einer Zeit, in der Länder und Organisationen ihre Resilienzbemühungen verstärken sollten, wird wirtschaftlicher Gegenwind ihre entsprechenden Möglichkeiten einschränken“, fügt Klingt hinzu.
Angesichts der schwierigsten geoökonomischen Bedingungen seit einer Generation, sollten sich Unternehmen nicht nur auf die Bewältigung kurzfristiger Probleme konzentrieren, sondern auch auf die Entwicklung von Strategien, die sie gut für längerfristige Risiken und strukturelle Veränderungen aufstellen.
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