(kunid) Die Österreicher nehmen Platz 16 im internationalen Vermögensvergleich ein. Aber: Die Vermögensungleichheit – national wie international – wird durch die Pandemie auf lange Sicht zunehmen. Viel Zuversicht gibt es jedenfalls für die Wirtschaftsentwicklung im heurigen Jahr.
„Die Welt hat sich aus der Krise gespart.“ So könnte man sagen, denn das globale Geldvermögen stieg im Corona-Jahr 2020 um eindrucksvolle 9,7 % und erreichte damit erstmals die magische Marke von 200 Billionen Euro. Dies geht aus dem aktuellen „Allianz Global Wealth Report“ hervor, der alljährlich Geldvermögen und Verschuldung der privaten Haushalte in rund 60 Ländern analysiert.
Lockdowns reduzierten weltweit die Konsumgelegenheiten drastisch, gleichzeitig mobilisierten Geld- und Fiskalpolitik ungeahnte Summen zur Unterstützung der Märkte und Menschen. Das Ergebnis: Frisch angesparte Gelder schnellten um 78 % in die Höhe, Bankeinlagen weltweit stiegen erstmals zweistellig (11,9 %) und die Zuflüsse in Bankkonten verdreifachten sich nahezu.
Getrieben von der Börsenentwicklung legte auch die Vermögensklasse der Wertpapiere global um 10,9 % zu.
Österreich auf Platz 16: Geldvermögen wächst wieder über 5 %
In Österreich wuchs das Geldvermögen der privaten Haushalte im letzten Jahr um 5,3 % – damit erreichte das Pro-Kopf-Vermögen nach Abzug der Schulden 63.590 Euro.
Hinter den Zahlen steht ein Rekordzuwachs von angesparten Geldern im Wert von 30 Milliarden Euro, wovon allein 20 Milliarden Euro auf Bankkonten landeten.
Kapital, das richtig veranlagt werden müsse, um Sicherheit für die Zukunft zu schaffen, betont Rémi Vrignaud, CEO der Allianz Österreich.
Das angesparte Kapital darf nicht von der Inflation aufgefressen werden. Eine private Vorsorge ist daher essenziell, um den individuellen Lebensstandard im Alter halten zu können.
Wo sich bestens vorsorgen lässt
Potenzial ortet Vrignaud bei Pensionsfonds und Versicherungen (aktuell +2,3 %) und sieht auch die Politik weiterhin gefordert, wenn es um nachhaltige Investitionen und die grüne Transformation geht: „Es braucht steuerliche Anreize für ökologische und sozial verträgliche Investitionen – zum Beispiel Steuerfreiheit für nachhaltig veranlagte Lebensversicherungen. Das entlastet das staatliche Pensionssystem und zahlt positiv auf Umwelt- und Klimaschutz ein.“
Positiv bewertet wird auch das erstmals seit der Finanzkrise 2008 wieder gestiegene Engagement an den Kapitalmärkten. Mit 7 Milliarden Euro entsprach das Volumen den Investitionen der vergangenen sechs Jahre zusammengenommen, Wertpapiere legten um 4,5 % zu.
Die Verbindlichkeiten stiegen 2020 um 3,4 %, etwas stärker als in den letzten beiden Jahren, aber unter dem europäischen Durchschnitt.
Verpasste Chance
Ungenutzte Möglichkeiten sieht auch Ludovic Subran, Chefökonom der Allianz, mit Blick auf die globalen Entwicklungen: „So beeindruckend die Zahlen sind, viele Haushalte sparen nicht wirklich, sondern legen ihr Geld einfach beiseite.“
Das sei eine verpasste Chance, denn nur wenn die privaten Haushalte verstärkt in Vorsorge und Nachhaltigkeit investierten, seien Herausforderungen der Zukunft wie der Klimaschutz und der demographische Wandel zu bewältigen.
„Meine Befürchtung ist, dass die Haushalte, wenn sie anfangen, ihre gehorteten Gelder aufzulösen, diese zum Nachholen des Konsums nutzen und damit nur die Inflation weiter anfachen. Wir brauchen dringend eine neue Sparkultur“, so Subran.
Optimistische Prognosen
Für das aktuelle Jahr zeigen sich die Allianz Experten optimistisch. Trotz eines verhaltenen Starts, trotz fortgesetzter Engpässe im Welthandel und trotz neuer Virusvarianten, die zu neuen Einschränkungen zwingen könnten, wird das globale BIP heuer kräftig wachsen – dank der Impfkampagne, die die Wiedereröffnung der Wirtschaft und zumindest eine partielle Rückkehr zur Normalität ermöglicht.
Zugleich bleiben die lockere Geldpolitik und eine großzügige Fiskalpolitik in Kraft. Sofern es nicht in den letzten Monaten des Jahres noch zu einer heftigen Börsenkorrektur kommt, dürfte das globale Brutto-Geldvermögen um rund 7 % wachsen.
Ein dynamisches Wachstum, das auch in Österreich spürbar sein sollte: So steht schon im ersten Halbjahr 2021 ein Plus von deutlich mehr als 3 % in den Haushalten zu Buche.
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