(kunid) So positiv diese Entwicklung ist, führt sie im Hinblick auf die langfristige Finanzierung der Pensionssysteme doch zu großen Herausforderungen. Hier könnte ein längeres Erwerbsleben deutliche Entlastung bringen, sind sich Pensionsexperten einig.
Vor diesem Hintergrund hat Swiss Life in ihrer neusten Studie „Länger leben – länger arbeiten?“ verschiedene Aspekte rund um den Zeitpunkt des Altersrücktritts – in der Schweiz, Parallelen zu Österreich dürfen angenommen werden – untersucht.
Jede vierte Frau und jeder dritte Mann arbeitet über das ordentliche Pensionsalter hinaus
Die Studie zeigt, dass die Pensionierung zwei Dimensionen hat, welche nicht immer zusammenfallen: der Arbeitsmarktaustritt und der Altersleistungsbezug.
Der erste Altersleistungsbezug findet häufig früher statt als der endgültige Austritt aus dem Erwerbsleben. Letzterer geschieht selten zum Zeitpunkt des gesetzlichen Pensionierungsalters.
Einerseits ist rund die Hälfte der Bevölkerung bereits im Jahr vor dem ordentlichen Rentenalter nicht mehr erwerbstätig. Andererseits ist noch jeder dritte Mann im Pensionsalter beruflich aktiv, wenn auch mehrheitlich in Teilzeit.
Oft findet der Altersrücktritt in mehrfacher Hinsicht gestaffelt statt, hält Studienautor Andreas Christen fest. So beziehen nahezu alle Erwerbstätigen ab dem ordentlichen Rentenalter eine Altersleistung. Und schätzungsweise ein Drittel bis zur Hälfte der Personen reduzieren ihr Pensum, bevor sie ihre Erwerbstätigkeit ganz aufgeben.
Die Mehrheit bleibt aus Freude an der Arbeit berufstätig
Der Zeitpunkt des Altersrücktritts wird häufig selbstbestimmt und den individuellen Präferenzen entsprechend gewählt.
Nur eine Minderheit von 7 % der 64/65- bis 75-jährigen Bevölkerung bezeichnet sich als eher unfreiwillig frühpensioniert.
Mit 25 % bezeichnen sich hingegen deutlich mehr aus dieser Altersgruppe als „eher freiwillig“ frühpensioniert.
Ein hohes Maß an Selbstbestimmung scheint besonders bei jenen zu herrschen, die den endgültigen Ruhestand aufschieben: Zwei Drittel der Erwerbstätigen im Rentenalter arbeiten, weil sie dies gerne tun.
Lediglich ein Viertel bleibt aus finanziellen Gründen berufstätig. Zudem würden 63 % der von Swiss Life befragten Pensionierten rückblickend wieder den gleichen Pensionierungszeitpunkt wählen.
Die Hälfte könnte es sich unter bestimmten Bedingungen vorstellen, länger zu arbeiten
Wenn Erwerbstätige über 55 Jahre frei von finanziellen und anderen Sachzwängen wählen könnten, würde zwar nur eine Minderheit im ursprünglichen Pensum bis zum oder über das ordentliche Rentenalter hinaus arbeiten.
Allerdings wären mit 49 % fast die Hälfte der Befragten 55- bis 70-jährigen Erwerbstätigen und Pensionierten unter gewissen Bedingungen grundsätzlich bereit, nach 64/65 weiterzuarbeiten.
Nur 29 % gaben an, dass eine längere Erwerbstätigkeit für sie auf gar keinen Fall in Frage käme.
Die häufigsten genannten Bedingungen für eine Weiterarbeit über das Rentenalter hinaus sind neben einer guten Gesundheit (67 %) eine hohe Wertschätzung im Arbeitsumfeld bzw. ein gutes Betriebsklima (61 %). Finanzielle Bedingungen wie eine höhere Rente, mehr Lohn oder tiefere Steuern wurden immerhin von 43 % der Befragten genannt.
Pensionierte aus über 400 Berufsarten sind auch im Rentenalter erwerbstätig
Zwischen den Bevölkerungsgruppen und insbesondere zwischen Berufen gibt es erhebliche Unterschiede: Am häufigsten – schätzungsweise durchschnittlich in mehr als jedem zweiten Fall – arbeiten Selbstständige, Landwirte, Freiberufler wie Architekten und Ärzte sowie Geschäftsführer über das ordentliche Rentenalter hinaus.
Vergleichsweise selten tun dies allgemeine Bürokräfte sowie Personen in Handwerksberufen, Verkaufskräfte in Handelsgeschäften sowie Pflege- und Betreuungspersonen im Gesundheitswesen.
In der gegenständlichen Untersuchung finden sich in mehr als 400 von etwa 660 erfassten Berufsarten Erwerbstätige, „die eigentlich nicht mehr müssten“.
Auch wenn Personen in akademisch geprägten Berufen es sich eher vorstellen können, nach dem offiziellen Pensionsalter erwerbstätig zu bleiben und dies auch häufiger tun als z.B. Handwerker, gilt jedoch: Die Auswertungen zeigen, dass auch in handwerklich geprägten Berufen viele aus Freude an der Arbeit länger erwerbstätig bleiben und ihre Zahl in den letzten zwei Dekaden stark zugenommen hat.
Im Übrigen gilt: Wenden Sie sich bitte an Ihren Berater – wie Sie am besten fürs Alter (ob arbeitend oder in Pension) vorsorgen: er weiß es.
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