(kunid) Nur die Hälfte der Schäden in Österreich in Höhe von mehr als 500 Millionen Euro im Jahr 2018 sei durch Versicherungen gedeckt. Zugenommen hat in den vergangenen fünf Jahren aber immerhin das Gefahrenbewusstsein der Bevölkerung. Eine Expertenrunde diskutierte im Dezember dieses „heiße“ Thema.
2018 war, das steht fest, das wärmste oder zweitwärmste Jahr in der 252-jährigen österreichischen Messgeschichte, so Michael Staudinger bei einer Diskussion des heimischen Versicherungsverbands (VVO).
Hitze, Trockenheit und Überschwemmungen hätten das vergangene Jahr zu einem der Extreme gemacht, fügt der Direktor der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) hinzu. Und der Präsident des Verbandes, Othmar Ederer, betonte, dass jede Region des Landes von Extremwetterereignissen betroffen gewesen sei.
Menschen sind sensibilisierter
In den vergangenen fünf Jahren sei allerdings das Gefahrenbewusstsein in Österreich deutlich gestiegen, erklärte der Direktor des Kuratoriums für Verkehrssicherheit (KFV), Othmar Thann.
2013 habe noch große Skepsis geherrscht, viele Menschen seien der Meinung gewesen, Naturkatastrophen würden sie nicht berühren. Heute seien die Auswirkungen weit deutlicher spürbar. So sehe laut einer aktuellen Studie jeder Zweite große Gefahren durch Unwetter, Hagel oder Stürme; vor fünf Jahren war es nur jeder Vierte gewesen.
Und während sich damals mehr als die Hälfte der Befragten nicht durch Hochwasser gefährdet sah, ist es nun nur noch ein Drittel.
Klimawandel ist spürbar
„Der Klimawandel ist da“ und auch in Österreich spürbar, betonte bei der Veranstaltung Günter Liebel vom Bundesministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus. Maßnahmen dagegen zu ergreifen sei das eine, ihn zu akzeptieren und entsprechend zu behandeln das andere.
Man müsse zur Kenntnis nehmen, dass Naturkatastrophen nicht ausgeschlossen werden können, es gehe darum, die Risiken zu minimieren.
Wichtig sei aber auch die Bewusstseinsbildung. Eine Möglichkeit dazu biete die österreichische Risikolandkarte Hora (www.hochwasserrisiko.at), die flächendeckend für jedes Haus eine Ersteinschätzung der persönlichen Gefahrensituation für acht Naturgefahren ermöglicht.
Nur die Hälfte der Schäden ist versichert
Die Versicherungswirtschaft rechnet für das vergangene Jahr wie erwähnt mit Schäden durch Naturkatastrophen in Höhe von 500 bis 600 Millionen Euro; nur rund die Hälfte davon dürfte von Versicherungen gedeckt sein, so Ederer.
Dabei sei es noch ein „Glück“ gewesen, dass sich viele in nicht sehr dicht besiedelten Gebieten ereignet haben. Andernfalls wären die Schäden wohl „eine Zehnerpotenz höher“ ausgefallen.
Beispiel Hochwassergefahr
Hinter Tschechien habe Österreich in der EU das zweitgrößte Hochwasserrisiko, erklärte Franz Prettenthaler von der Forschungsgesellschaft Joanneum Research. 200.000 hochwassergefährdete Gebäude gebe es in Österreich, der Gebäudewert im Einflussbereich eines hundertjährigen Hochwassers betrage 150 Milliarden Euro.
Um mögliche Schäden zu minimieren, sei Risikovorsorge dringend nötig. Günter Liebel erinnerte daran, dass sein Ministerium pro Jahr 100 Millionen Euro in den Hochwasserschutz investiert: „Ohne sie wären die Schäden viel höher.“
Und Prettenthaler warnt vor dem Nichterreichen der Klimaziele: Jedes nicht geschaffte Zehntel-Prozent werde Milliarden kosten.
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