(kunid) Die Vermittlung von ökonomischen Grundkenntnissen findet an heimischen Schulen nicht in ausreichendem Maße statt und in diesem Bereich hat Österreich Aufholbedarf. Das bestätigten Experten aus Bildung, Politik und Wirtschaft am Europäischen Forum Alpbach in Tirol, die auf Einladung der B&C Privatstiftung zum Thema „Wirtschaftsbildung als Standortfaktor“ diskutierten.
Experten aus Bildung, Politik und Wirtschaft diskutierten auf Einladung der B&C Privatstiftung am Europäischen Forum Alpbach über die Wirtschaftsbildung von Jugendlichen in Österreich.
Das Ergebnis einer diesbezüglichen Studie der Wirtschaftsuniversität Wien ist verheerend: Sehr deutlich ist nämlich zu sehen, dass Grundlagen im Wirtschaftswissen nicht nur für Unternehmen eine wichtige Qualifikation sind, sondern auch im Alltagsleben gebraucht werden.
Zu viele Schüler fühlen sich heute auf ihr eigenes Leben nur unzureichend vorbereitet: Um beispielsweise Spar- bzw. Investitionsentscheidungen zu treffen, worauf man bei Abschluss eines Mietvertrages achten muss oder auch bei Steuer-Themen, auch fühlen sich Schüler bei Versicherungen sehr unsicher.
Wirtschaftswissen in Österreich schlecht verankert
Das Wissen der österreichischen Schüler über Wirtschaft ist noch sehr lückenhaft, das geht aus Studien des Instituts für Wirtschaftspädagogik der WU Wien hervor, in der die ökonomische Bildung von Schülern der Sekundarstufe I (8. Schulstufe) und II (gymnasiale Oberstufe) erhoben wurde.
Auch eine Lehrplan- und Schulbuch-Analyse der WU Wien zeigt eine sehr selektive und eingeschränkte inhaltliche Aufbereitung des Themas Wirtschaft.
Bettina Fuhrmann, Leiterin des Instituts für Wirtschaftspädagogik an der WU Wien, fasst die Ergebnisse zusammen: „Die österreichischen Schüler sind sich bewusst, dass sie Wissenslücken im Wirtschaftsbereich haben und zeigen auch großes Interesse daran, dieses Thema besser zu verstehen.“
Es fehle ihnen grundsätzlich das ganzheitliche Verständnis. Sie fühlen sich nur marginal von der Wirtschaft betroffen und nicht als aktiver Teil des Wirtschaftskreislaufes.
Unterrichtsmaterialien ganzheitlich aufbereiten
Ein weiteres wichtiges Element ist ausreichend Unterrichtszeit für Wirtschaftsthemen. „Wenn man an diesen drei Schrauben dreht, wäre viel für die Wirtschaftsbildung der Jugendlichen getan“, so Fuhrmann.
Alois Rosenberger wiederum, Direktor der Bundeslehr- und Forschungsanstalt, Francisco Josephinum Wieselburg, betont: „Besonders wichtig ist, dass die Inhalte in den Schulbüchern auch bei den Wirtschaftsthemen ganzheitlich und objektiv aufbereitet sind. Hier ist es sinnvoll, Wissenschafter miteinzubeziehen. In der politischen Bildung ist uns das weitestgehend gelungen.“
Auch spricht Rosenberger davon, dass man immer daran denken sollte, Experten heranzuziehen – auch im privaten wirtschaftlichen Verkehr, er nennt hier Versicherungsberater.
Vorreiter Baden-Württemberg
Ähnlich wie in Österreich wird auch in Deutschland Wirtschaft meist als Verbundfach mit Geografie oder Recht unterrichtet. Baden-Württemberg hingegen hat eine Vorreiterrolle übernommen und ist eines der wenigen Bundesländer in Deutschland, die das verpflichtende Fach Wirtschaft/Berufs- und Studienorientierung (WBS) an allen weiterführenden Schulen eingeführt haben.
Neben eines im Schulplan klar definierten Schulfaches wird auch an Universitäten das Lehramt-Studium Wirtschaft angeboten. Eva Marie Haberfellner, Leiterin der Bildungsinitiative „Wirtschaft Verstehen Lernen“ an der Dieter von Holtzbrinck Stiftung sagt: „Eine höhere Wirtschaftsbildung der Bevölkerung trägt zu einem höheren Wirtschaftswachstum des Landes bei.“
Wirtschaftliche Kompetenz im Alltagsleben
Gerald Mayer, Finanzvorstand der AMAG Austria Metall AG, sieht bei den Lehrlingsbewerbungen in den letzten Jahren vor allem einen Rückgang in den Grundkenntnissen Lesen, Schreiben und Rechnen.
Dazu Mayer: „Nicht theoretisches Wissen ist unbedingt ausschlaggebend, sondern: wie setze ich es in der Praxis um.“
Die aktive Wirtschaftsbildung an Schulen werde daher immer wichtiger. Was die AMAG betrifft: Hier werden Lücken durch unternehmenseigene Schulungsprogramme abgedeckt.
Der persönliche Tipp
Falls Sie als Elternteil das Gefühl haben, dass Ihr Kind nur unzureichend wirtschaftliche Kenntnisse sich in der Schule aneignen konnte bzw. kann: Nehmen Sie es doch an der Hand und erklären Sie Ihrer Tochter oder Ihrem Sohn die Wirtschaft – praktisch und anschaulich.
Und dieser Tipp hilft immer: Nehmen Sie Ihr Kind das nächste Mal einfach zum Beratungsgespräch mit Ihrem Versicherungsberater mit.
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