30.04.2018

Pflegevorsorge: notwendig – und eine drängende Zeitfrage

(kunid) Zwar ist das entsprechende Bewusstsein bei den Österreichern schon vorhanden: Um aber den drängenden Anforderungen – in Form einer Pflegeversicherung – gerecht zu werden, braucht es noch eine Aktivierung.

Landauf und landab war die Abschaffung des Pflegeregresses ein vielfaches – in den Familien und auch am Stammtisch – besprochenes Thema. Der Staat soll also nunmehr keinen Zugriff mehr auf das Privatvermögen von Pflegebedürftigen bzw. deren Angehörigen – zur Finanzierung der Pflege im jeweiligen Heim – haben.

Das löst aber freilich nicht das Grundproblem – dass die Pflege immer teurer wird –, und aufgrund des „Runs“ hin zu Pflegeheimen zeichnet sich naturgemäß auch die Erkenntnis ab: Möchte ich im Alter ordentlich gepflegt werden, muss ich dazu schon eine Pflegeversicherung abschließen.

Dieses Bewusstsein ist noch nicht ganz in den Köpfen der Konsumenten angekommen – aber klar ist: Je eher die jetzt jungen Menschen auf eine Pflegeversicherung setzen, desto fester sind sie im Alter abgesichert.

Zwei Studien, zusammenhängende Erkenntnis

Im ersten Vergleich scheinen die Zahlen beider Umfragen nicht unbedingt miteinander zu korrelieren – bei näherer Betrachtung erkannt man aber den zwingenden Zusammenhang.

So zeigt zum einen eine Erhebung des IGF-Instituts für Grundlagenforschung für die Nürnberger Versicherung Österreich, dass die Befragten die Kosten für die verschiedenen Pflegeformen (ambulanter/mobiler Pflegedienst, 24-Stunden-Betreuung zu Hause, bis zur stationären Pflege in Heimen) mehrheitlich (!) unterschätzen. Hinzu kommt, dass 80 Prozent der Befragten der Meinung waren, dass ihr Einkommen nicht ausreichen wird, die Pflegekosten im Alter zu decken.

Und zum anderen unterstreicht die neue Umfrage von meinungsraum für die Helvetia Versicherung, dass mittlerweile auch bei den sogenannten Millenials – der Alterskohorte zwischen 16 und 35 Jahren – der Vorsorgegedanke im Kommen ist. So nannten 51 Prozent der interviewten Jung-Österreicher auf die Frage, welche Versicherung für sie in Zukunft wohl wichtiger werde, die Pflegeversicherung. 48 Prozent machen sich Sorgen um die eigene Gesundheitsversorgung und immerhin 44 Prozent sorgen sich um die Gesundheit und Pflege ihrer Eltern. Das Lebensziel „Gesunder und finanziell sicherer Lebensabend“ steht bei den Jungen übrigens mit 86 Prozent (!) zuoberst aller Ziele.

Alles in allem lässt sich also zweierlei erkennen: Das Bewusstsein für die tatsächlichen Kosten für die Pflege im Alter gehört noch gestärkt; und zweitens könnte schon jeder zweite jugendliche Mensch zum Abschluss einer Pflegeversicherung „sanft“ herangeführt werden, bei der anderen Hälfte bräuchte es noch ein bisschen mehr an Überzeugungsarbeit.

Unbequeme Wahrheit eines großen Kreises Pflegebedürftiger

Heute (noch) junge Menschen meinen oft: Das betrifft mich schon nicht! Mit dem Gedanken der eigenen Hinfälligkeit, die möglicherweise schon relativ rasch einer intensiven Pflege bedarf, möchte man sich am liebsten gar nicht beschäftigen. Zwar mag man sich selbst vor Pflegebedarf (noch) gefeit fühlen – eine Pflegebedürftigkeit kann jedoch schnell jemand im Angehörigenkreis treffen; da schlägt auch die Demographie unbarmherzig zu.

Laut Statistik Austria wird es im Jahr 2020 mehr als 1,2 Millionen 65- bis 79-Jährige geben, im Jahr 2030 schon mehr als 1,5 Millionen. Dazu kommen 2020 noch fast eine halbe Million „Betagte und Hochbetagte“, das sind Menschen, die das 80. Lebensjahr erreicht haben – diese Gruppe soll bis 2030 auf 640.000 anwachsen.

Das heißt, dass in naher Zukunft eine beträchtliche Gruppe der Bevölkerung pflegebedürftig sein könnte: Für das Jahr 2020 geht man von etwa 1,7 Millionen Menschen aus, bis zum Jahr 2030 könnte sich die Anzahl der pflegebedürftigen Österreicherinnen und Österreicher auf 2,1 Millionen erhöhen.

Und ich? Hand aufs Herz: Die Wahrscheinlichkeit ist doch groß, dass man von dieser Entwicklung – direkt und/oder indirekt – betroffen ist. Noch dazu zeigt die unbarmherzige Statistik, dass jede vierte Person in der Pension zumindest Pflegestufe-4-bedürftig sein wird.

Nicht auf die Regierung warten – selbst aktiv werden

Die hehre Regierungsabsicht, das Pflegegeld ab Stufe 4 zu erhöhen, ist leider nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Denn für Pflegestufe 4 aufwärts beträgt das Pflegegeld derzeit 678 Euro bis maximal 1.689 Euro (für die höchste Pflegestufe 7) monatlich.

Selbst wenn eine Aufstockung hinzukommen sollte (was abzuwarten ist), liegen die effektiven Kosten für den Pflegeaufwand deutlich höher, wenn man entsprechende Qualität braucht.

Da können sich die monatlichen Kosten schnell auf 2.500 Euro aufwärts summieren. Deshalb griffen bis dato Pflegeeinrichtungen – neben dem Pflegegeld – auch auf die Pension und das Grundbuch zu. Und angesichts der zu erwartenden größeren Zahl an Pflegefällen in entsprechenden Heimen, wird es – gemäß Angebot und Nachfrage – beim Platzangebot und bei den Kosten noch problematischer werden.

Auch das leuchtet ein: Die Kosten für die Pflege in den eigenen vier Wänden werden sich wohl auch nicht verbilligen lassen, im Gegenteil: auch die Pflege in den eigenen vier Wänden wird tendenziell immer teurer. So oder so: Rechtzeitig auf die eigene Pflegevorsorge und die der Angehörigen zu achten, ist somit ein dringendes Gebot der Stunde.


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