(kunid) Wintersport ist zwar gesund, doch wer nicht aufpasst oder mit einer fehlenden oder falschen Ausrüstung unterwegs ist, unterliegt auch einem hohen Verletzungsrisiko, wie aktuelle statistische Daten des Kuratoriums für Verkehrssicherheit (KFV) belegen. Die KFV-Experten erklären, wie sich der Einzelne vor Verletzungen beim Wintersport schützen kann.
Eine Analyse der aktuellen Unfalldaten des Kuratoriums für Verkehrssicherheit (KFV) zeigt, wie hoch die Unfallrisiken bei den unterschiedlichsten Wintersportarten sind. Für die Wintersaison 2016/17 prognostiziert das KFV mehr als 20.000 Verletzte aufgrund von Ski- und Snowboardunfällen.
Schon 2015 ereigneten sich 21.500 Unfälle bei alpinem Skilauf und 4.200 Snowboardunfälle. 94 Prozent aller Ski- und Snowboardunfälle passieren laut KFV ohne Fremdverschulden. Oft seien sie auf Selbstüberschätzung, hohes Tempo, mangelnde Fitness und Übermüdung zurückzuführen.
Skifahrer oft mit Sehschwächen auf der Piste
„Viele Sportunfälle stehen auch mit einer nicht korrigierten Sehschwäche in Zusammenhang“, betont Klaus Robatsch, Leiter des Bereichs Forschung & Wissensmanagement im KFV. Internationalen Studien zufolge übten circa 30 Prozent der Freizeitskifahrer ihren Sport ohne eigentlich erforderliche Sehhilfe oder mit unzureichender Korrektur der Fehlsichtigkeit aus.
Analysen würden außerdem zeigen, dass jeder fünfte Wintersportler wenigstens kurzfristig Spitzen-Geschwindigkeiten von über 80 Stundenkilometern erreicht. Ungeschützt und ungebremst gegen ein hartes Hindernis (Wand, Baum oder Ähnliches) zu prallen, entspricht einem Aufprall mit 70 bis 80 Stundenkilometern oder ungefähr einem Sturz aus 20 bis 25 Metern – das wäre der siebte bis achte Stock eines Gebäudes, wie Robatsch verdeutlicht.
Knapp 50 Prozent der Verletzungen beim Ski- und Snowboardfahren seien Knochenbrüche, rund 40 Prozent Sehnen- und Muskelverletzungen. „Kopfverletzungen sind hingegen tendenziell rückläufig, was darauf zurückzuführen ist, dass knapp 90 Prozent der Skifahrer einen Helm tragen.“ Skifahrer sollten laut Experten daher nicht nur auf eine umsichtige Fahrweise, sondern auch auf eine gute Kondition und Ausrüstung – inklusive Skihelm – und bei vorhandener Sehschwäche zudem auf eine ausreichende Sehhilfe, also Brille oder Kontaktlinsen achten.
Verletzungsgefahr beim Rodeln höher als beim Skifahren
Anders als vielleicht vermutet, ist das anteilige Verletzungsrisiko beim Rodeln laut KFV höher als auf Skiern. „Jedes Jahr verletzen sich rund 1.200 Österreicher beim Rodeln so schwer, dass sie im Krankenhaus behandelt werden müssen“, berichtet Robatsch. Berücksichtige man auch Wintersportgäste aus dem Ausland und leichtere Verletzungen, „so fallen die Unfallzahlen noch wesentlich höher aus“.
Die häufigsten Verletzungen sind Knochenbrüche (60 Prozent) und Prellungen (20 Prozent). „Neun Prozent der Rodelunfälle sind Kopfverletzungen“, so Robatsch. Bisher habe sich das Tragen von Helmen beim Rodeln allerdings noch nicht durchgesetzt: 84 Prozent der Verunfallten geben an, zum Unfallzeitpunkt keinen Helm getragen zu haben.
Besonders häufig verunglücken Kinder. 37 Prozent der verletzten Rodler sind unter 14 Jahre alt. Deswegen ist es laut KFV insbesondere wichtig, Kindern die spezielle Brems- und Kurventechnik, die das Rodeln erfordert, beizubringen. Zudem sollte auch beim Rodeln auf eine hochwertige Ausrüstung wie einen Skihelm und auf eine rücksichtsvolle Fahrweise geachtet werden.
Rund 4.800 verletzen sich beim Eislaufen
Durchschnittlich 4.800 Menschen pro Jahr verletzen sich wiederum beim Eislaufen so schwer, dass sie ins Spital müssen. 38 Prozent sind unter 15 Jahre alt. Rund 60 Prozent der Verletzten sind Männer. 70 Prozent der im Krankenhaus versorgten Eisläufer verletzen sich aufgrund von Stürzen. Fast ein Viertel (23 Prozent) verunfallt durch Zusammenstöße. 59 Prozent aller Verletzungen seien Knochenbrüche. Zu den häufigsten Verletzungen gehört der Bruch des Handgelenks (19 Prozent) oder des Unterarms (11 Prozent).
„Neben dem Kopf gehören beim Eislaufen auch die Hände beziehungsweise die Handgelenke zu den Körperteilen, die sich der Eisläufer leicht verletzen kann. Bei einem Sturz stützt man sich in der Regel reflexartig mit den Händen ab – was im schlimmsten Fall zu schmerzhaften Verstauchungen oder gar zu Knochenbrüchen führen kann – hier beugen Handgelenksprotektoren vor“, erklärt Robatsch. Feste Handschuhe schützen zudem vor Schnittverletzungen nach einem Sturz. Auch ein Helm ist besonders wichtig. Doch laut einer KFV-Erhebung tragen 86 Prozent der Eisläufer keinen Helm.
Neben der richtigen Ausrüstung ist auch die Fahrweise dem eigenen Können anzupassen und es sind die Regeln eines Eislaufplatzes wie beispielsweise eine vorgegebene Fahrtrichtung einzuhalten. Bei Eisflächen auf Gewässern wie Seen oder Flüssen ist besondere Vorsicht geboten. Es müssen die Warntafeln beachtet werden. Zudem muss das Eis tragfähig genug sein. Sprünge oder Luftblasen im Eis deuten darauf hin, dass es nicht dick genug ist, um darauf zu laufen. Sicherer sind auf alle Fälle künstlich angelegte Eisflächen wie Kunsteisbahnen.
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